Kultur ist Leben

Ein vielfältiges Kulturleben ist ein bedeutsamer Gradmesser für die Lebensqualität in unserer Gesellschaft. Liberale Kulturpolitik zielt nicht nur auf die Bewahrung und Pflege des kulturellen Erbes ab, sondern öffnet sich auch neuen Ideen und Wegen. Kulturelles und künstlerisches Schaffen auf allen Gebieten sowie die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur fördern individuelle und soziale Identität. Daher muss Kulturförderung integraler Bestandteil von Kommunalpolitik sein. Neben ehrenamtlichem Engagement, privatem Sponsoring und bürgerlichem Mäzenatentum bleibt Kulturförderung auch Verpflichtung der Stadt. Dabei ist es wichtig, Netzwerke zu bilden zwischen kommunaler Verwaltung, Wirtschaft, öffentlichen und privaten Institutionen, Vereinen und Initiativen.

Kultur und Kulturpolitik bestimmen auch in hohem Maße die Zukunftschancen der jungen Generation. Daher muss städtische Kulturpolitik einen besonderen Schwerpunkt auf die musisch-kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen legen, um frühzeitig ihre Kreativität zu fördern, ihre Intelligenz auszubilden und ihre Persönlichkeit zu entwickeln.

Für eine aktive städtische Kulturpolitik treten wir auch deswegen ein, weil Kultur- und Bildungseinrichtungen als ökonomische Standortfaktoren über die Grenzen der Stadt hinaus wirken und vielfältigen wirtschaftlichen Nutzen, nicht zuletzt in Form von Arbeitsplätzen, bringen. Im Bereich der Kulturwirtschaft gehen kulturelle Betätigung und wirtschaftliches Erfolgsstreben eine enge Symbiose ein.

In zurückliegenden Wahlperioden erfuhr das kulturelle Leben unserer Stadt Gießen dank der Arbeit der beiden liberalen Kulturdezernenten Dr. Reinhard Kaufmann und Harald Scherer vielerlei Impulse. Dazu gehören u.a. das Projekt „Gießen historisch“, der Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis, die „Gießener Köpfe“, die Basilika-Konzerte auf dem Schiffenberg, im neuen Kulturrathaus der „Hermann-Levi-Konzertsaal“, die Kunstausstellungshalle und die neue, ansprechende Stadtbibliothek. Auch der Anstoß zur Gründung eines Literaturzentrums, die Bereitstellung von Ausstellungsräumen in der ehemaligen Stadtbibliothek in der Kongresshalle sowie die Initiative „Kultur im Dialog“ gehören zu diesen Impulsen. Unbestritten gewann Gießen an kulturellem Profil. So konnte Gießen seinem selbstgewählten Anspruch, „Kulturstadt an der Lahn“ zu sein, deutlich näherkommen.

Leider wurden unter SPD, CDU und Grünen die Zuwendungen für die Kulturpflege ebenso wie der städtische Zuschuss für Meister- und Basilikakonzerte gekürzt und für die Liebig-Stipendien komplett gestrichen. Das wollen wir nach der Kommunalwahl 2021 unter liberaler Verantwortung wieder korrigieren. Kulturpolitik ist keine Nebensache.

Stadttheater

2017 feierte das Stadttheater – „Denkmal bürgerlichen Gemeinsinns“ - seinen 110. Geburtstag! Das Theater mit seinen drei Sparten (Musiktheater, Schauspiel und Tanz) und dem Kinder- und Jugendtheater sowie dem Sinfonieorchester ist der tragende Eckpfeiler der kulturellen Infrastruktur unserer Stadt. Die Stadt muss alles tun, damit es bei dem zur Sicherung seiner Finanzierung mit dem Land Hessen und dem Landkreis Gießen geschlossenen Theatervertrag bleibt.

Kulturgewerbehof

Wir Freien Demokraten stehen einer anteiligen kulturellen Nutzung der Feuerwache in der Steinstraße als sog. Kulturgewerbehof positiv gegenüber. Durch den Umzug der Berufsfeuerwehr in das Gefahrenabwehrzentrum eröffnet sich die Chance auf eine Neuentwicklung des Areals, die auch die Einrichtung eines Kulturgewerbehofs beinhalten soll. Dabei soll die Stadt Gießen Kulturschaffenden buchstäblich „Raum bieten“. Die Details zur von uns Freien Demokraten geforderten Mischnutzung durch Freiwillige Feuerwehr Gießen-Mitte, Kultur und Wohnen finden Sie im Kapitel „Stadtentwicklung und Stadtgestaltung“ unter „Zukunft des Standorts Steinstraße – Mischnutzung als Chance für Kultur und Feuerwehr“.

Oberhessisches Museum

Mit seinen Abteilungen im Alten Schloss, im Leib'schen und Wallenfels'schen Haus hat das Oberhessische Museum Umfang und Qualität eines Landesmuseums erreicht; zwischen Frankfurt und Kassel besteht keine vergleichbare museale Einrichtung. Das Oberhessische Museum ist eine unverzichtbare Bildungseinrichtung unserer Stadt, die der kontinuierlichen Förderung bedarf.

Bei den städtischen Planungen zur zukünftigen Gestaltung der Innenstadt ist zu berücksichtigen, dass mittel- bis langfristig ein Erweiterungsbau des Museums erforderlich wird - vor allem wegen der dank bürgerschaftlichen Engagements in Form von Schenkungen und Vermächtnissen stetig wachsenden Bestände.

Wir befürworten eine bauliche Erweiterung des Alten Schlosses im Randbereich des Botanischen Gartens am Brandplatz.

Naturwissenschaftliche Museumskette

Mit dem Liebig-Museum und dem Mathematikum sowie dem Botanischen Garten ist der Grundstock für eine naturwissenschaftliche Museumskette gelegt, mit der sich Gießen als Museumsstandort gegenüber der stärker geistes- und kulturwissenschaftlich ausgerichteten Museumslandschaft unserer Nachbarstadt Wetzlar profilieren kann. Zur Ergänzung können sich die Freien Demokraten vorstellen, in Gießen ein meteorologisches Museum und im Gedenken an die Tätigkeit von Conrad Röntgen ein interaktives Physik-Museum zu schaffen.

Die Stadt muss die Bemühungen der Justus Liebig-Gesellschaft zu Gießen unterstützen, um die Aufnahme des Liebig-Museums in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes zu erreichen.

Skulpturenprojekt „Gießener Köpfe"

Das vom ehemaligen Kulturdezernenten Dr. Reinhard Kaufmann ins Leben gerufene Skulpturenprojekt, mit dem an Menschen erinnert werden soll, die die Geistes- und Kulturgeschichte unserer Stadt bereichert haben, bedarf der Fortsetzung. Vor allem in der Fußgängerzone und anderen Bereichen der Innenstadt ist Raum für die Aufstellung weiterer Büsten. Bei der Auftragsvergabe sollen möglichst Künstler aus der heimischen Region berücksichtigt werden. Die Stadt soll die Sponsoren bei der Verwirklichung ihres Beitrages zu diesem Projekt der "Kunst im öffentlichen Raum" unterstützen. Wir wollen die Arbeit des in Gründung befindlichen Beirates „Gießener Köpfe“ konstruktiv begleiten.

Kulturrathaus

Bisher wurde mit Ausnahme der im Zusammenhang mit dem Bildhauersymposium 2009 geschaffenen Kunstwerke weitestgehend auf eine Ausstattung des Rathauses mit Kunst verzichtet. In Anlehnung an das Prinzip „Kunst am Bau“ bei Bauten des Bundes und der Länder sollte die Stadt Gießen Mittel für den Erwerb von Kunstwerken bereitstellen.

Gießener Kulturnacht

Einmal jährlich soll in Gießen eine lange „Kulturnacht“ stattfinden, in der das kulturelle Angebot für jedermann zugänglich ist.

Diese Kulturnacht soll es Künstlerinnen und Künstlern aus allen Bereichen der Kulturwirtschaft wie Theater, Kino, bildende Kunst, Musik und Museen ermöglichen, einem breiten Publikum nicht nur aus der Stadt, sondern auch aus ganz Mittelhessen ein attraktives Kulturevent anzubieten. Wir versprechen uns dadurch langfristig eine nachhaltige Stärkung der Kulturwirtschaft als eigenständiger Wirtschaftsfaktor und als Impulsgeber für die Standort- und Stadtentwicklung in Gießen.

Musikschule

Angesichts der Bedeutung, die der musikalischen Bildung und vor allem der aktiven Musikausübung für die Entfaltung der Lernfähigkeit von Kindern und deren Entwicklung zukommt, erfüllt die städtische Musikschule einen wichtigen Bildungsauftrag. Ihre Leistungsfähigkeit ist durch eine personelle Verstärkung zu sichern und auszubauen. Dies gilt insbesondere die frühkindliche Förderung.

Veranstaltungsort Schiffenberg

Der Schiffenberg mit seinem kunsthistorisch wertvollen Architekturensemble ist nicht nur ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Bewohner Gießens und des Umlandes, sondern sollte stärker als bisher als kultureller Veranstaltungsort für Mittelhessen und darüber hinaus genutzt werden. Der beliebte Musikalische Sommer auf dem Schiffenberg soll um ein regionales Klassikfestival ergänzt werden. Der Haushaltsansatz hierbei ist auf das Niveau von 2012 wieder anzuheben. Neben dem folkloristischen Programm heimischer Gesangs- und Musikgruppen und den Basilika-Konzerten ist auch das Stadttheater wieder verstärkt in das Programmangebot einzubeziehen. Nach der Sanierung der Basilika soll in einem nächsten Schritt der Innenhof des ehemaligen Klosters Schiffenberg neu gestaltet sowie die Terrassen des Südhangs restauriert, unter Denkmalschutz gestellt und bepflanzt werden. Der Baumbestand im Innenhof ist zu erhalten.

Unterstützung kulturschaffender Vereine

Vereine und private Initiativen von Gruppen und Einzelpersonen, insbesondere musiktreibende und Gesangvereine, aber auch Theater- und Satire-Ensembles, leisten einen wichtigen Beitrag zu einem möglichst vielseitigen Kulturangebot in unserer Stadt. Die zu Zeiten liberaler Kulturdezernenten zu ihrer Förderung kontinuierlich aufgestockten Haushaltsansätze sind angesichts der Kürzungen durch CDU, SPD und Grüne wieder auf den Stand des Jahres 2012 aufzustocken. Dabei müssen Kriterien wie künstlerische Qualität und Beitrag zur Profilierung des kulturellen Angebots in unserer Stadt Vorrang vor dem „Gießkannenprinzip“ haben. Dafür müssen transparente Förderrichtlinien erstellt werden.

Stärkung der Gießener Kulturstiftung

Das Vermögen der aus der ehemaligen Canon-Kulturstiftung hervorgegangenen Gießener Kulturstiftung hat sich als zu gering erwiesen, um aus den Erträgen eine angemessene Förderung größerer kultureller Projekte oder Einrichtungen zu ermöglichen. Daher soll die Stadt Anstrengungen unternehmen, um zusätzliches privates Kapital im heimischen Raum zu mobilisieren, damit die Gießener Kulturstiftung in die Lage versetzt wird, aus den Erträgnissen ihres Vermögens auch Kunst- und Kulturprojekte von regionaler und überregionaler Ausstrahlung zu fördern.

Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis

Seit 2003 verleiht die Stadt Gießen alle zwei Jahre gemeinsam mit der Hessischen Landesregierung den Hein-Heckroth-Bühnenbildpreis, mit dem an das künstlerische Erbe des einzigen Gießener Oscar-Preisträgers, des Bühnenbildners und Malers Hein Heckroth, erinnert werden soll. Die Mittel für den städtischen Anteil am Preisgeld zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses und zur Abwicklung der Preisverleihung sind auch zukünftig in den Haushaltsplänen bereitzustellen. Durch diesen einzigen deutschen Bühnenbildpreis wird der Ruf Gießens als Kulturstadt überregional gefestigt.

Liebig-Stipendien

Die Liebig-Stipendien sollen als Ausdruck der engen Verbundenheit Gießens mit seiner Universität und der an ihr lernenden und arbeitenden Studierenden in Höhe des Haushaltsansatzes im Jahre 2012 wieder vergeben werden.

Meisterkonzerte und Basilikakonzerte

Gerade nach Fertigstellung der restaurierten Basilika auf dem Schiffenberg halten wir eine Wiederaufstockung der Bezuschussung auf die Höhe des Jahres 2012 für geboten.

Wilhelm-Gail-Plakette

Für die Anerkennung herausragender Leistungen auf kulturellem Gebiet wird eine Wilhelm-Gail-Plakette geschaffen und für ihre Vergabe Richtlinien erarbeitet. Die Plakette soll jährlich an Bürgerinnen und Bürger verliehen werden, die sich um das kulturelle Leben und Bildungsangebot in Gießen verdient gemacht haben. Mit ihr soll zugleich die Erinnerung an Kommerzienrat Dr. h.c. Wilhelm Gail, den großzügigen Förderer des Oberhessischen Museums und anderer Kultureinrichtungen in Gießen, wachgehalten werden.

„Gießen historisch“

Nachdem in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Bauwerken der Kernstadt durch entsprechende Objekttafeln gekennzeichnet, die Orientierungstafeln aufgestellt und eine erläuternde Broschüre gedruckt werden konnten, bedarf es nun der Fortführung dieses touristisch wichtigen, aber auch für die Gießenerinnen und Gießener interessanten Projektes durch Einbeziehung der Stadtteile; dabei ist mit den Ortsbeiräten eng zusammenzuarbeiten. Die Orientierungstafeln sollen mit QR-Code ausgerüstet und die Informationen der Broschüre hinterlegt werden.

Pflege historischer Bausubstanz

Die Bemühungen der Stadt um den Erhalt historisch wertvoller Bausubstanz müssen fortgesetzt werden; dazu gehören z.B. das Ensemble am Kirchenplatz, das Zeughaus mit dem Neuen Schloss, die Häuserzeilen entlang der Wieseck, das Bahnhofsensemble, die Basilika auf dem Schiffenberg, aber auch die dörflichen Kerne in den Stadtteilen. Hierbei ist eine enge und verständnisvolle Zusammenarbeit mit den Eigentümern unerlässlich.

Grabdenkmäler auf dem Alten und Neuen Friedhof

Die Bemühungen um den Erhalt künstlerisch und stadtgeschichtlich wertvoller, vom Verfall bedrohter Grabdenkmäler auf den beiden Friedhöfen sind zu verstärken. Zudem sind alle Grabdenkmäler in einem wissenschaftlich fundierten Katalog zu erfassen. Die finanzielle Beteiligung der Justus-Liebig-Universität sowie von Standes- und Berufsverbänden ist ebenso anzustreben wie die Übernahme von Patenschaften durch Privatpersonen.

„Pavillon“ auf dem Alten Friedhof

An dem durch Sichtachsen betonten Standort des in den Nachkriegsjahren errichteten und nun sanierungsbedürftigen Dienstgebäudes soll ein pavillonartiger Zentralbau entstehen, der in seinem Baustil der kulturhistorischen Bedeutung des Alten Friedhofs gerecht werden muss. In ihm können nicht nur wertvolle Grabmäler sicher vor weiterem Verfall untergebracht und kulturhistorische Erläuterungen zum Alten Friedhof angebracht, sondern gelegentlich auch temporäre Ausstellungen gezeigt werden.

Schlammbeisers Lahnlust

Dieses Lahnspektakel leistet einen wertvollen Beitrag, die Lahn als Naherholungsgebiet und Ort für Kulturangebote aufzuwerten, den Fluss stärker im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern und zugleich sein touristisches Potenzial besser zu nutzen. Wir stehen für eine Fortführung dieses Events.

Kulturelle Zusammenarbeit mit Wetzlar

Die im Rahmen des Forschungsprojektes Stadt 2030 Gießen-Wetzlar bereits 2003 empfohlenen und von den politischen Gremien beider Städte anerkannten Handlungsschwerpunkte (z.B. gemeinsamer Kulturfonds, Kulturdialog Gießen-Wetzlar, Kulturgewerbehof als Gründerzentrum) bedürfen der weiteren Umsetzung. Ein Ausbau dieser Beziehungen ist zur Stärkung der regionalen Identität wichtig.

Städtepartnerschaften

Gießen pflegt mit Netanya (Israel), Gödöllö (Ungarn), Waterloo (USA), Winchester (England), Hradec Kralove (Tschechien) und Ferrara (Italien) gut funktionierende Städtepartnerschaften. Dagegen sind die Partnerschaften mit San Juan del Sur (Nicaragua) und Wenzhou (China) aufgrund der dortigen Menschenrechtsverletzungen zu hinterfragen und ständig auf den Prüfstand zu stellen.

Die Städtepartnerschaften dienen dem kulturellen, sportlichen und künstlerischen wie auch dem administrativen Austausch und sind weiterhin zu fördern, auch durch eine Unterstützung der Partnerschaftsvereine. Zur Belebung der Städtepartnerschaften und zur Unterstützung der Partnerschaftsvereine soll regelmäßig alle 3-4 Jahre ein gemeinsames Treffen aller Partnerstädte stattfinden.