Clean up Gießen! Ein Konzept, um dem Müll Herr zu werden.

Die Vermüllung öffentlicher Flächen und Anlagen ist in Gießen zunehmend zum Problem geworden. Insbesondere in den Sommermonaten werden sowohl das innerstädtische Bild als auch das Bild der der Erholung dienende Grünflächen wie beispielsweise Schwanenteich oder Lahnufer durch überquellende Mülleimer und illegal fallengelassenen Müll geprägt. Die Stadtreinigung konnte diesem sich verschärfenden Problem in den letzten Jahren ersichtlich nicht Herr werden. Deshalb sind nachfolgende Maßnahmen dringend geboten.

1. Problem- und Schwerpunktanalyse

Für ein effektives Handeln ist zunächst eine genaue Analyse des o.g. Problems erforderlich. Hierbei sind kartographisch die Müll-Hotspots, also jene Orte, an denen verstärkte Vermüllung des öffentlichen Raums zu beobachten sind, zu erfassen. Als Datengrundlage sollen neben Erkenntnissen der Stadtreinigung auch Meldungen über den Mängelmelder und Input aus der Stadtgesellschaft dienen. Dabei sollen insbesondere unterschiedliche Jahres- und Tageszeiten Berücksichtigung finden und nach Möglichkeit ermittelt werden, welche sozialen Gruppen oder Einzelpersonen für die Vermüllung verantwortlich sind. Dabei sollen bereits folgende Beobachtungen berücksichtigt werden:

  • Fahrradweg von den Lahnwiesen in Richtung Heuchelheimer-/Dutenhofenersee: Farbeimer, To-Go-Müll von Fast Food Ketten, Flaschen, Alkohol,…
  • Gegenüber/neben Taxiblitz am Bahnhof – komplettes Gebüsch seit Monaten ungereinigt Müll jeder Art
  • Fahrradweg entlang der Landstraße ausgehend Sommerlad Gießen in Richtung Pohlheim: Fast-Food-Verpackungen (Burger Kind, McDonald ́s)
  • LKW-Halteplatz gegenüber Sommerlad/Schiffenberger Tal: Fast-Food-Verpackungen
  • Schwanenteich – Seite entlang Messegelände und Theodor-Litt-Schule: Dönerverpackungen (Papier, Alufolie, Plastiktüte, Styropor)
  • Innenstadt entlang der Wieseck in alle Richtungen: Windeln, zahlreiche Pizzakartons, Dönerverpackungen, Styropor, Alkoholflaschen, Fast-Food-Verpackungen
  • Lahnwiesen Zigaretten, Kronkorken, Alkoholflaschen, Einwegverpackungen (Trinkpäckchen, Papier von 6-Packs, Schokolade, Coffee Bay, …)

Es ist vor allem zu beobachten, dass

  • die Mülleimer nicht der richtigen Konstellation entsprechen, d.h. es ist Tieren (Krähen/Raben) möglich, den dort entsorgten Müll wieder rauszupicken und ihn zu verteilen. Dies passiert vor allem bei Mülleimern OHNE Deckel, vgl. Radweg nach Wieseck, ausgehend Theodor-Litt Schule.
  • das Parkplatzgelände gegenüber der Theodor-LittSchule inkl. angrenzendem Grünstreifen bis zum Sportlerheim gegenüber der THM NICHT gereinigt werden.
  • es mehrfach zur illegalen Müllentsorgung entlang des Radweges GI – Heuchelheimersee kam.
  • es keine/nicht ausreichende Mülleimer am Heuchelheimer-/Dutenhofenersee gibt.

2. Anzahl und Größe von Mülleimern dem Bedarf anpassen

Soweit die Problem- und Schwerpunktanalyse Hotspots identifiziert, in denen die Vermüllung auf überfüllte Mülleimer zurückzuführen sind, sind die Leerungsfrequenzen zu erhöhen und/oder die Mülleimer durch Exemplare einem größeren Fassungsvolumen auszutauschen. Soweit sich an den ermittelten Orten keine Mülleimer befinden, sind diese dort aufzustellen.

3. Erkenntnisse aus der kommunalen Kriminalprävention nutzen

Insbesondere soweit an den ermittelten Orten bereits ausrechend Mülleimer vorhanden sind, diese jedoch nicht genutzt werden, ist auf die Erkenntnisse zu physischen Verfallserscheinungen aus der kommunalen Kriminalprävention zurückzugreifen. Insbesondere soll in diesem Fall auf evidenzbasierte Maßnahmen zurückgegriffen werden, die eine Verbesserung der Situation erwarten lassen.

4. Schnelle Reaktion durch die Stadt

Die Bemühungen, vorhandene Vermüllung schnellstmöglich zu beseitigen, sind deutlich zu intensivieren und ggf. den Personalbestand der Stadtreinigung anzupassen sowie Reinigungskonzepte und -wege auf den Prüfstand zu stellen und zu optimieren. Physische Verfallserscheinungen – egal ob Schmierereien, Müll oder Vandalismus-Schäden – sind schnellstmöglich zu beseitigen.

5. Kein Grünschnitt ohne vorherige Reinigung

Gegen Herbst/Winter werden regelmäßig die begrünten Hänge an Autobahnen entlang zurückgeschnitten. Es ist zu beobachten, dass diese Stellen extrem vermüllt sind und konsequent über den Müll gehachselt/geschnitten wir. Vor dem Grünschnitt findet ersichtlich keine Reinigung der Gebiete statt. Dies muss dahingehend geändert werden, dass Grünschnitt durch das Gartenamt künftig in Kooperation mit dem Stadtreinigungsamt erfolgt, um durch eine vorgeschaltete Reinigung Umweltverschmutzung durch Kleinstmüll zu verhindern.

6. Jährlich wiederholende Aktionswoche

Einmal im Jahr soll innerhalb der Stadt Gießen eine Aktionswoche als Weiterentwicklung des „Sauberhaften Früjahrsputzes“ stattfinden, bei welchem alle gesellschaftlichen Gruppen aufgerufen werden sollen, mit Unterstützung der Stadtreinigung Müll aufzusammeln und zu beseitigen. Zeitgleich soll die Stadt in dieser Woche sämtliche Verfallserscheinungen nach Möglichkeit beseitigen. Besonderes Engagement soll mit einem Preis gewürdigt werden. Ziel muss es sein, zu einen vernünftigen Ist-Zustand zu gelangen, auf welchem dann Präventionsprogramme aufbauen können.

7. Sensibilisierung der Öffentlichkeit – Öffentlichkeitsarbeit

Weiterhin soll mit einer professionellen Werbe- und Aufklärungskampagne für die Thematik sensibilisiert werden. Diese soll sowohl analog als auch digital erfolgen. Und nicht durch beklebte Müllautos. Im digitalen Bereich ist darauf zu achten, dass die im Rahmen der Analyse ermittelten gesellschaftlichen Gruppen zielgerichtet angesprochen werden können. Dabei sollen nach Möglichkeit gesellschaftliche Gruppen und städtische Akteure involviert und ggf. auch Rückgriff auf o.g. Zielgruppen erreichende Influencer genommen werden.

8. Positive Erfahrungen aus anderen Städten nutzen

Die Vermüllung öffentlicher Anlagen und Plätze ist kein gießenspezifisches Problem, sondern auch aus anderen vergleichbaren Städten bekannt. Insofern bietet es sich an, aus den dort gemachten Erfahrungen zu lernen und erfolgreiche Maßnahmen ggf. zu übernehmen.

9. Interkommunale Zusammenarbeit

Soweit sich Müllscherpunkte zwischen Gießen und benachbarten Kommunen identifizieren lassen, ist ggf. eine Reinigung im Zuge der interkommunalen Zusammenarbeit zu forcieren. Soweit diese in der Zuständigkeit der Bahn liegen, gilt o.g. entsprechend.

10. Unterstützung ehrenamtlicher Aktionen

In Gießen haben sich bereits private Gruppen zusammengefunden, die sich ehrenamtlich der Aufgabe angenommen haben, Müll aufzusammeln und ordnungsgemäß zu entsorgen. Dies ist in vollem Umfang zu begrüßen und bestmöglich durch die Stadt zu unterstützen. Dennoch entbindet dies die Stadt nicht von ihrer Pflicht, o.g. Maßnahmen umzusetzen. Ehrenamtliches Engagement ist äußerst wertvoll. In keinem Fall darf jedoch der Eindruck entstehen, dass sich die Stadt Gießen aus der Verantwortung stiehlt.